Ringen und Tischtennis — wie kommt das zusammen?
1887 — Gründung des Athletenvereins für Ringer
Der „Athletenverein“ (AV) Germania Freiburg-St. Georgen e.V. gehört zu den ältesten Sportvereinen Freiburgs. Er wurde vor Jahren als „schwerathletische Sportkameradschaft“ von 15 Männern gegründet. Betrieben wurde Kraftsport, insbesondere Steinstoßen und Stemmen (Gewichtheben), aber auch Ringen.
Der herausragendste AV-Athlet der ersten 50 Jahre war Hermann „Männy“ Klein.
Im Laufe seiner Geschichte hatte der AV zusätzlich Abteilungen für Damengymnastik, Volleyball und Tischtennis.
1930/31 gelang der Ringermannschaft der Aufstieg in die Kreisliga.
Zwischen 1954 und 1963 wurde die Ringer-Oberligamannschaft sechsmal Südbadischer Meister und zweimal Gesamtbadischer Mannschaftsmeister. 1964 wurde sie Baden-Württembergischer Mannschaftsmeister und stieg in die Gruppenliga auf.
Bedeutendster AV-Ringer dieser Zeit war Edmund Seger; er wurde Deutscher Junioren- und Seniorenmeister, hatte Erfolge bei Länderkämpfen und nahm an den Olympischen Spielen 1960 in Rom teil.

Ihre goldene Zeit hatten die Ringer jedoch in den 1970er und 80er Jahren. Vor allem durch Edmund Segers jüngeren Bruder Adolf Seger. Er wurde Deutschlands erfolgreichster Ringer, war Olympiadritter 1972 in München und 1976 in Montreal, 2-facher Weltmeister und 3-facher Europameister und 10-facher Veteranenweltmeister.

Spitzenringer des AV
Eine weitere Ringerlegende, Eduard Giray, kämpfte ab 1971 jahrelang für den AV
und gewann mehrere deutsche Meistertitel. Auch die folgenden Ringer trugen zur
Erfolgsgeschichte des Vereins bei: Walter Groß (1960er–1970er),
Karl Hug (1970er), Ernst Knoll (1970er), Bernd Fleig (1970er),
Manfred Trefzer (1970er), Rene Trüby (1970er), Mario Sabatini
(1980er, bestritt schon in den 1970er Jahren deutsche und internationale Meisterschaften),
Werner Heckert (1970er), Werner Hettich (1970er, bestritt deutsche und
internationale Meisterschaften), Herbert Hettich (1970er, bestritt deutsche und
internationale Meisterschaften), Bernd Treffeisen (1980er, später Vereinsfunktionär, Vorsitzender und Geschäftsführer),
Harald Göschel (1980er), Ralf Schüler (1980er, später Vereinsvorsitzender),
Alexander Cichon (1990er), Markus Buck (1990er), Marco Treffeisen
(1990er) und Viktor Reh (1990er).
Anfänge des Tischtennis in den späten 1970ern
Die Ringer des Vereins trainierten ab Mitte der 1970er Jahre in den Räumlichkeiten des 1974 gebauten Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG). Dort, in einem abgetrennten Hallenteil, gab es später auch einen von der Schule geförderten Tischtennisunterricht. Als Trainer engagierte man Elmar Brengartner. Die Tischtennisschüler — es kamen schnell auch Freizeitspieler hinzu — und die Ringer begegneten sich auf den Fluren, schauten sich gegenseitig zu. Auch dem Tischtennis-interessierten Adolf Seger war das Klick und Klack des Balltrainings auf den drei Platten nicht entgangen.
Die Abteilung wird gegründet
Elmars Schülertraining war sehr beliebt und lockte auch Hobbyspieler an. In St. Georgen gab es noch keinen Tischtennisclub, und so hatte sich Ende der 1970er eine regelrechte Freizeitsportgruppe gebildet. Da bereits eine freundschaftliche Atmosphäre zwischen den Ringern und den „Tischtennisleuten“ bestand, kam man überein, die Gruppe kurzerhand als Abteilung des Athletenvereins zu etablieren, wodurch die Tischtennisspieler die Bürde einer Vereinsverwaltung vermeiden und der AV Mitglieds- und Beitragszahlen steigern konnte. Heute würde man von „Win-Win“ sprechen. Neben Elmar Brengartner wurde diese Abteilung von Peter Bretschger und Heinrich Kost geleitet, unterstützt von dessen Frau Irmgard.
Die erste Ära und ihre Erfolge in den 1980er Jahren
Damit begann eine bemerkenswerte Entwicklung des Tischtennissports im AV. Eine neu gebildete Herrenmannschaft kämpfte sich innerhalb von zwei Jahren in die nächsthöhere Spielklasse. Um den Aufschwung dieser vielversprechenden Abteilung nachhaltig zu fördern, engagierte man neben Peter Bretschger auch den Trainer Klaus Disch.
Schon bald traten auch Jugend- und Schülermannschaften zu den Rundenkämpfen an und errangen erste Meisterschaften auf Kreisebene. Mehrere Teams schafften den Sprung in die Bezirksklassen, während im Jugendbereich auch bei Einzelwettkämpfen herausragende Leistungen erzielt wurden. Besonders hervorzuheben sind Leander Bretschger, Michael Reichenbach, Tanja Ljevar sowie Markus und Tobias Brengartner. Darüber hinaus etablierte sich die Tischtennisabteilung als renommierte Ausrichterin der alljährlichen deutschen Mini-Meisterschaften und konnte auch dort mit beachtlichen Ergebnissen glänzen.




Eine Krise in der Mitte der 1980er
Mit erweitertem Spielerkader und neuen talentierten Spielern aus anderen Vereinen gelang den Herren der Aufstieg in die Bezirksliga.
Doch interne Spannungen innerhalb der Abteilung hatten Mitte der 1980er zu einer Zerreißprobe geführt. Zwei rivalisierende Gruppen waren entstanden, und wichtige Personen, darunter Elmar Brengartner, traten aus. Die Abteilung verkümmerte.
Als klar wurde, dass diese Entwicklung dem Verein nicht gutgetan hatte, folgte die Kehrtwende: Elmar und seine Mitstreiter wurden zurückgeholt und damit war der Grundstein für einen Neuaufbau gelegt.
Dank einer kontinuierlichen Jugendarbeit und trotz des Verzichts auf einen bezahlten Trainer wuchs die neue Abteilung, die durch Jürgen Schlegel mit initiiert worden war. Die Jugendmannschaft stieg in die höchste Landesklasse auf und belegte den dritten Rang. Auch der ersten Mannschaft gelang 1987 der Aufstieg in die Kreisklasse B. Außerdem konnten erstmals zwei Herrenmannschaften für die Saison gemeldet werden.
Elmar Brengartner, Peter Bretschger und weitere starke Spieler, die zwischenzeitlich für den SB Sonnland angetreten waren, wechselten 1992 auch mannschaftsmäßig wieder zum AV zurück.

Unten: Adolf Segers Spielerlizenz


In dieser Zeit trat auch Wolfgang Helger dem Verein bei und übernahm zeitweise die Rolle des Mannschaftsführers. Zusätzlich fungierte Wolfgang als Schiedsrichterobmann des Bezirks Breisgau. Diese Aufgabe barg allerdings auch eine latente Gefahr von Interessenkollisionen. Schließlich trat er offiziell aus dem Verein aus, um sich seinem Amt als oberster Schiedsrichter zu widmen. Zwei Jahrzehnte später sollte er ein „Comeback“ haben.
Seit 1992 war der weithin bekannte und geachtete Adolf Seger als aktiver Spieler angemeldet — ein wahrer Coup in puncto Werbewirksamkeit!
Sein älterer Bruder Ewald Seger folgte im Jahr 1993 — ein wahrer Coup in puncto Engagement, wie sich noch herausstellen sollte.

Ewald war ebenfalls Ringer, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen diesen Kampfsport nicht mehr ausüben. Er hatte auch schon früher mit Sympathie den Tischtennisbetrieb beobachtet, und erwies sich schnell als geschickter Tischtennisspieler. Aber noch bedeutender war sein Einsatz abseits des Wettkampfs: Ewald Seger war lange Jahre Zeugwart und betreute mit Hingabe die Freizeitspielenden an den Sonntagen.




1995 — die Kleinsten waren die Größten
Nach zehn Jahren Mini-Meisterschaften im Tischtennis war der AV der herausragendste Verein in diesem Bereich. Seine punktstärksten Kinder bei den deutschen Mini-Meisterschaften waren Eugen Lingert, Jonas Coers, Jan Heussler, Tanja Ljevar und Jürgen Böhler.


Die späten 1990er und die Ära Lu
Ludwig „Lu“ Brecht war in den frühen 1990er Jahren von Elmar Brengartner, der damals das Jugendtraining leitete, im Freiburger Strandbad (ein traditioneller Spielertreff) für den AV gewonnen worden. Er begann in der kleinen, abgeteilten Halle zu trainieren, die sich der Verein damals noch mit den Ringern teilen musste.
Mit Lu in der Mannschaft verfügte der AV über einen wertvollen Leistungsträger, der immer wieder wichtige Punkte holte.
1998 übernahm Lu die Position des Abteilungsleiters. Sein Stellvertreter wurde René Reiche, seit 1997 im Verein und ebenfalls ein sehr starker Spieler.
Lu kümmerte sich um die Kommunikation mit der Stadt und dem Hauptverein, für den er auch als Kassenprüfer tätig war.
René war Ansprechpartner für neue Mitglieder und verantwortete administrative Aufgaben wie Spieler- und Mannschaftsmeldungen sowie die Pflege der Website.

2000 — Fusion der Ringer
Um die Jahrtausendwende bildete der „Ringer“-Teil des Vereins zusammen mit dem SV Freiburg-Haslach eine neue „Ring-Kampf-Gemeinschaft“: Die RKG-Freiburg-2000. Die Ringer des AV Germania zeigen seitdem auch in dieser Fusion immer wieder beachtenswerte Leistungen auf Bundesliga-Niveau und setzen sich für eine kontinuierliche Förderung des Ringsports ein.
Wachstum und Erfolg
Anfang der 2000er Jahre erreichte Lu, dass die immer größere Tischtennisabteilung die gesamte Halle des THG nutzen durfte und verteidigte kontinuierlich die Aufrechterhaltung der begehrten Hallenbelegungszeiten. Dadurch konnte die Abteilung in eine Hochphase eintreten: Neben fünf Herrenmannschaften wurden bis zu sieben Schülermannschaften gemeldet, auch durch den positiven Einfluss der Mini-Meisterschaften. Zu dieser Zeit bestand für alle Mitglieder die Verpflichtung, bei Bedarf Jugendmannschaften zu betreuen.
Ab Mitte der 2000er Jahre begannen unabhängig vom Mannschaftstraining auch einige Hobby- und Freizeitsportler, die als Gäste oder nicht aktive Mitglieder spielten.
Dieser losen Runde schlossen sich im Laufe der Zeit immer mehr Teilnehmer an, darunter Tibor „Tibi“ Kolozsi, der seinen Freund Wolfgang Helger zum Freizeitspiel wieder an die Platte lockte.
Im Mannschaftsbereich expandierte die Abteilung ebenfalls: 2007 kamen bis zu zwei Damenmannschaften hinzu, ausgelöst durch den Wechsel einiger Spielerinnen von Blau-Weiß Wiehre, die dort mit dem hohen Leistungsdruck unzufrieden waren.

- Die erfolgreichste Saison war zweifellos 2006/2007. Alle drei Herren-Mannschaften wurden Meister: I in Kreisklasse A1 mit Aufstieg in die Bezirksklasse, II in Kreisklasse B3 und III in Kreisklasse D1. Die Damen wurden Zweite in der Bezirksliga punktgleich mit den Ersten und stiegen auch auf.
- 2007/2008 war die Saison der Damen: Die I wurde Meister in der Landesliga Süd und stieg in die Verbandsliga auf, die Damen II wurden Meister in der Kreisklasse.
- 2008/2009: Die Herren II wurden Meister in Kreisklasse B2.
- 2009/2010: Nach dem Abstieg in der Vorsaison wurden die Damen I wieder Meister in der Landesliga Süd und stiegen erneut in die Verbandsliga auf.
Etablierung der „Hobbygruppe“
Ab 2010 wuchs die Bedeutung der Freizeitspielergruppe spürbar, nicht zuletzt dank der sonntäglichen Trainingszeiten, die ein breiteres Publikum ansprachen. „Tibi“ Kolozsi wurde die prägende Figur dieser Gemeinschaft. Mit Herz und Hingabe kümmerte er sich um die Organisation.
Diese Zeit war durch eine stetige Weiterentwicklung gekennzeichnet, getragen von Ehrenamt und Teamgeist.
2015 übernahm Ewald Seger, der schon Jahrzehnte als Materialwart der gesamten Abteilung tätig war, die Freizeitgruppe. 2016 trat Wolfgang Helger wieder in den AV ein und arbeitete im Laufe der Zeit eng mit Ewald zusammen.
Am Ende dieses Jahrzehnts gab es Malheur: Wie fast alle Flachdächer war auch unser Hallendach mit der Zeit undicht geworden: Zunächst reichte es, feuchte Stellen wegzuwischen, doch bald tropfte es stetig, Eimer reihten sich unter den undichten Stellen, wo der Holzboden verfaulte. Es wurde klar, dass die Halle saniert werden musste.
Saisonrückblicke der Mannschaften

- 2010/2011: Die Herren I wurden Zweiter in der Bezirksklasse und stiegen in die Bezirksliga auf, die Herren III wurden Meister der Kreisklasse C3.
- 2015/2016: Die Herren I wurden Zweiter in der Bezirksliga und stiegen in die Landesliga auf.
- 2017/2018: Die Damen wurden Meister in der Landesliga 3, die Herren II wurde Meister in der Kreisklasse B2.
- 2018/2019: Die Herren III wurden Meister der Kreisklasse C2.

Wandel in herausfordernden Zeiten
Gleich am Anfang dieses Jahrzehnts gab es große Einschnitte. Zunächst begann die Sanierung der THG Sporthalle: Im Januar 2020 fand das letzte Training statt, dann wurde die Halle geschlossen. 18 Monate musste man in die Hallen der Staudinger-, Vigelius- und Schneeburgschule ausweichen.
Doch die räumlichen Schwierigkeiten waren nur der Anfang. Wie alle Organisationen war auch unser Verein von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie betroffen. Der Spielbetrieb wurde im Frühjahr 2020 nach wenigen Spielen aufgrund des ersten Lockdowns abgebrochen. Auch die darauffolgende Saison 2020/2021 musste nach der Hälfte der Spiele vorzeitig beendet werden. Dabei wurden die Herren I Meister in Kreisliga A3 und die Herren II Meister in Kreisliga B5.
Als das Training schließlich wieder aufgenommen werden konnte, war das unter strikten Hygieneschutzauflagen. Wolfgang Helger wurde „Hygienebeauftragter“, eine undankbare und arbeitsintensive Aufgabe, denn alle Impf- und Kontaktdaten mussten erfasst werden, um die obligatorische Rückverfolgung im Ansteckungsfall zu ermöglichen. Aber nur diese Bemühungen stellten sicher, dass der Trainingsbetrieb legal und reibungslos weitergeführt werden durfte.
Im August 2021 konnte dann auch die THG-Halle wieder genutzt werden — mit neuem Boden, Umkleiden und Sanitäranlagen.
2023 war unser Zeugwart Ewald Seger fast ein halbes Jahrhundert Mitglied und gute Seele des Vereins. Ursprünglich Ringer im AV, hatte er auch die Neugründung der Tischtennisabteilung nach der 1990er Krise begleitet, und war wie sein Bruder Adolf zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Nun musste er sich im Laufe des Jahres altersbedingt von seinen vielen Tätigkeiten zurückziehen. Seine Aufgaben wurden von Wolfgang Helger und Wolfgang Echle übernommen.
— mit freundlicher Genehmigung der BVB eG —
2024/2025: Wechsel in der Abteilungsleitung
Im Juli 2024 kündigten Lu und René an, die Leitung der Abteilung zum Jahresende abzugeben. Kurz darauf bildete sich eine Gruppe interessierter Mitglieder, um Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Aus dieser Gruppe wurden Jürgen Lilienthal als Abteilungsleiter und Hubert Santo als Stellvertreter vorgeschlagen und im November 2024 auf der Versammlung des Gesamtvereins gewählt. Jürgen wurde außerdem als 3. Vorsitzender in den Vereinsvorstand gewählt.
Jürgen, seit 1998 im Verein aktiv, und Hubert, der sich 2019 angeschlossen hat, möchten die erfolgreiche Arbeit von Lu und René fortführen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Intensivierung der Jugendarbeit sowie der Förderung gemeinsamer Freizeitaktivitäten. Dies wurde bereits am 14. Dezember sichtbar, als ein Weihnachts-Spaß-Turnier für alle Altersgruppen mit großem Zuspruch stattfand.


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Quellen: Jubiläumsbuch „100 Jahre Athletenverein Germania Freiburg-St. Georgen 1887-1987“; Chronisten: Egon Ehret et al., Freiburg 1987. 👉🏻 Dokumente und Erinnerungen von Elmar Brengartner, Dezember 2024 - Januar 2025 👉🏻 dito Wolfgang Helger, Dezember 2024 - Februar 2025 👉🏻 Website der RKG 2000 👉🏻 div. Vereins- und Abteilungsprotokolle, sowie 👉🏻 div. Artikel aus der Badischen Zeitung, St. Georgener Bote, AV-Mitteilungsblatt Vereinsnachrichten SPORT-INFO. ✍🏻 Zusammenstellung: Mikesch 250213. 👍🏻 Durchsicht: Jürgen Lilienthal, W. Helger (TT), Ralf Schüler (Ringer). Fotos: WH, RR, privat, AV-Archiv.